Ich erlebe den W-Sitz aber sehr oft als motorische Sackgasse und vor allem als EINZIGE Sitzvariante vieler Kinder, die dann meist auch andere Auffälligkeiten wie ständig offenen Mund, Einnässen, Rectusdiastase, Wahrnehmungsprobleme, Knick-Senkfüße usw. zeigen. In diesem Fall ist der W-Sitz ein Symptom der Haltungsschwäche.
Was bedeutet W-Sitz und wie sieht das aus?
Beim W-Sitz zeigen die Knie nach vorn und die Füße zeigen nach hinten und liegen neben dem Po. Die Basis ist somit sehr verbreitert und viel stabiler als im Langsitz oder Schneidersitz. Die Anatomie lässt bei den Kindern diese Stellung zu und somit ist es vom Grunde her nichts Schädliches.
“Die Dosis macht das Gift.”
Warum sitzen Kinder im W-Sitz
- sie haben so eine breitere Unterstützungsfläche
- sie müssen sich nicht so sehr anstrengen, während sie spielen
- Einschränkungen/ Verspannungen im Bereich der Hüften, sodass z.B. der Schneidersitz gar nicht schmerz- oder spannungsfrei eingenommen werden kann
- Wahrnehmungsprobleme und somit Vermeidung von Bewegungsübergängen
❗️Sitzt ein Kind IMMER NUR im W-Sitz und zeigt keine anderen Sitzpositionen, kann die Rumpfstabilität oder auch die Wahrnehmung ein Thema sein.
Wann ist der W-Sitz ein Problem?
Wenn, wie gerade schon erwähnt, keinerlei Variabilität im Sitzen sichtbar ist und das Kind auch andere Sitzpositionen verweigert.
Ich erlebe diese Kinder oft so, dass sie entweder im W-Sitz am Boden sitzen oder bei Mama oder Papa am Schoß, denn dort braucht es auch keine Außenrotation der Hüften - wie es beim Schneidersitz nötig wäre.
Allerdings verhindert das ständige Sitzen im W-Sitz die Rotation im Rumpf, sodass die Kinder auch keinerlei Gewichtsverlagerungen machen (müssen), sondern immer komfortabel in ihrer (sicheren) Mitte verweilen.
Das kann sich negativ auf die Gleichgewichtsreaktionen beim Gehen lernen auswirken und auch die Schulzeit schwierig machen, denn dort ist z.B. beim Schreiben immer das Überkreuzen der Mittellinie nötig, was diese Kinder ja eher vermeiden.
❗️Zum Problem wird es auch dann, wenn der Schneidersitz als Gegenbewegung gar nicht oder nur unzureichend möglich ist.
Was kannst du tun, wenn dein Kind immer nur im W-Sitz sitzt
- immer wieder einen Fuß nach vorn holen
- (immer mal wieder) auf Kindersessel setzen
- im Reitsitz sitzen
- Mobilisation/ Massage im Bereich der Hüften
- Körperwahrnehmung fördern
Für ein paar Tage musst du als Mama oder Papa dein Kind aktiv aus diesem Sitz „befreien“ - es reicht dabei schon einen Fuß oder ein besser ein Bein nach vorn zu holen, denn schon das schafft Asymmetrie und macht, dass dein Kind aktiver sein muss.
Du wirst sehen, dass dein Kind es nach einer Zeit immer öfter selbst „korrigiert“ und mehr Sitzpositionen zeigt und ausprobiert.
Wenn das nur schwer möglich ist, dann ist es manchmal besser das Kind auf einen Kindersessel an einen Kindertisch zu setzen, denn dann kommt es zu einer besseren Aufrichtung.
Wichtig ist, dass die Füße dabei am Boden stehen oder beim TrippTrapp auf der unteren Stufe.
Kinder jeden Alters lassen sich meist kurze Massage und Lockerungen gut gefallen, weil sie auch schnell spüren, dass es ihnen guttut. Du kannst aber natürlich nicht erwarten, dass dein Kind das stundenlang mit sich machen lässt, denn es ist und bleibt ein Kind, dass die Welt entdecken will 😏.
Ganzkörpermassage nach dem Baden oder vor dem Schlafen gehen wäre auch super, denn dann spürt sich dein Kind besser und kann besser mit “den Herausforderungen der Schwerkraft umgehen”.
Wichtig ist Alternativen zum W-Sitz zu schaffen
- Schneidersitz
- Seitsitz
- Langsitz
- Fersensitz
Wenn du dir eine individuelle Beratung wünschst, meld dich!
Diese Artikel könnten auch interessant sein:
- Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen
- Mein Kind hat eine Lernschwäche - was kann ich tun?
- 7 Gründe, warum dein Kind unbedingt krabbeln sollte
- Rückenschmerzen bei Kindern - 7 mögliche Ursachen
- Schulkind mit Konzentrationsschwierigkeiten
- Jugendlicher mit Haltungsschwäche
- Lerntypen bei Kindern - Human Design
Kommentar schreiben