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Po rutschen bei Babys - 7 mögliche Ursachen und 3 Tipps, es zu verändern

Hand aufs Herz 💖 - hast du dein Baby auch immer wieder hingesetzt, bevor es das selbst konnte?

Ich bin nicht da, um dir Vorwürfe zu machen - ich möchte aufklären, dich unterstützen und Alternativen aufzeigen.

Was gestern war, ist heute wurscht … ab heute machen wir es einfach anders. PUNKT!

 

Ich sage das, weil meiner Meinung nach nur Babys zum Po rutschen neigen, die vermehrt passiv aufgesetzt wurden/ werden - ohne, dass sie es schon von allein zum aufrechten Sitz schaffen.

 

Ich habe bisher auch nur Babys am Po rutschen sehen, von denen die Eltern dann meinten, dass sie sich einfach vehement und nachhaltig gegen die Bauchlage und das Krabbeln wehren. Für die Eltern war die Aufrichtung dann eine Art „letzte Möglichkeit“.

Babys sind oft sehr zufrieden, wenn sie sitzen dürfen. Aber du gibst deinem Kind ja auch keine Schokolade, nur weil es die mag, oder? 😉

 

Oft zeigen die Kinder Überempfindlichkeiten an den Händen oder Blockaden im Becken- oder Brustbereich, die es dem Kind einfach nicht ermöglichen, das Krabbeln für sich zu entdecken.

7 mögliche Ursachen fürs Po rutschen

  • vermehrtes passives Hinsetzen
  • Wahrnehmungsprobleme
  • Spannungszustände
  • Asymmetrie - unbehandelte Vorzugshaltungen aus der Neugeborenen zeit
  • Dysbalance in der Rumpfmuskulatur
  • Nachwirkung einer (einseitigen) Hüftdysplasie
  • Blockade im Kopf- oder Beckenbereich

Alles, außer dem vermehrten passiven Aufsetzen, sind eigentlich nur Gründe, warum Kinder gewissen Ausgangsstellungen und Bewegungen vermeiden und dadurch gewissen Schritte nicht oder erst spät erreichen. Und das führt dann eben dazu, dass Eltern vorgreifen, weil sie mit dem Kind „üben“ wollen. Dies führt aber meist ins Gegenteil, denn das Kind findet ja nicht den eigenen Weg.

 

Ich habe auch letztens einen Artikel darüber geschrieben, warum ich Eltern mit Kindern, die vielleicht ein bisschen gemütlicher in ihrer motorischen Entwicklung sind, empfehle erst am Ende der Frist zur Mutter-Kind-Pass-Untersuchung zu gehen.

Vermehrtes passives Hinsetzen

„Ein gesundes Kind wird jeden Entwicklungsschritt machen, wenn es physisch und psychisch bereit dazu ist.“

 

Beim passiven Hinsetzen wird das Kind eine Ebene nach oben „katapultiert“, ohne dass es diesen Weg dahin selbst „erspüren“/ machen konnte.

 

Es folgt ein hilfloser Zustand, der oft mit Polstern gesichert werden muss, um Verletzungen zu verhindern. Das Spielzeug rollt davon und das Kind hat keinerlei Möglichkeit, aus der Situation herauszukommen.

Ohne Sicherung würden die Kinder meist ungebremst, wie ein Brett, umfallen.

Wahrnehmungsprobleme

Oft zeigen sich bei den Kinder Überempfindlichkeiten an den Händen.

Also eine Art Gefühl von: „Eigentlich will ich diesen Boden gar nicht berühren.“, und somit schreien diese Babys, wenn sie auf den Bauch gelegt werden.

 

Wenn sie aber trotzdem von A nach B kommen wollen, ohne die Hände zu nutzen, bleibt dann eben oft nur das Po rutschen als Alternative.

 

Die Eltern tragen diese Kinder dann fast nur herum, weil sie eben vieles, wie z.B. die Bauchlage nicht akzeptieren. Aber bitte auch nicht zu fest drücken - dann wird es auch schon wieder kritisch. Das sind die Kinder, die immer alles nur mit dem Pinzettengriff angreifen.

 

Mit wenig Aufwand, aber Dranbleiben kannst du solche Probleme meist schnell aus der Welt schaffen und siehst sofort einen größeren Bewegungsdrang und Bewegungsspielraum deines Kindes.

Spannungszustände

Viele dieser Kinder zeigen Spannungen im Brust- oder Beckenbereich - was das alternierende Krabbeln nicht möglich macht oder eben verhindert.

 

Diese Spannungszustände kann ein:e Osteopath:in oder Kindertherapeut:in oft schnell aus der Welt schaffen und dem Kind so eine bessere Bewegungsentwicklung ermöglichen.

Asymmetrische Bewegungsmuster/ unbehandelte Vorzugshaltung

Das Po rutschen schaut oft „sehr wild“ und asymmetrisch aus, weil sich die Nachwirkungen einer Lageasymmetrie bzw. unbehandelten Vorzugshaltung zeigen.

Dysbalance in der Rumpfmuskulatur

Die Rückenmuskulatur (hintere Muskelkette) ist hier angespannter und aktiver als die Bauchmuskulatur (vordere Muskelkette) - was durch das Po rutschen noch verstärkt wird.

 

Probier es selbst mal aus, am Boden!

 

Anders als beim Krabbeln, robben oder kriechen wird die Bauchmuskulatur beim Po rutschen kaum aktiviert, was die Dysbalance eben noch verstärkt.

 

Jedes Kind oder besser jeder Körper sucht sich immer den leichtesten Weg. (Das ist bei uns Erwachsenen auch noch so 😉.)

Nachwirkungen einer (einseitgen) Hüftdysplasie

Meist zeigen sich in der Anamnese beim Befunden Auffälligkeiten in den ersten Lebensmonaten bzw. Lebenswochen, wie zum Beispiel beim Hüftultraschall. Dabei ist dann u.a. die Außenrotation der Hüften eingeschränkt und diese Kinder vermeiden es dann oft sich z.B. in den Seitsitz zu setzen, denn dafür ist eine endgradige (schmerzfreie) Außenrotation nötig.

 

Diese Kinder rutschen dann meist in der gleichen Position herum und das Bein, dass eingeschränkt ist, macht die Arbeit. Im Fall vom Bild unten wäre das das linke Bein des Kindes.

 

Hinweis: Bei jedem Baby sollte es von Anfang an möglich sein, die Füße/ Zehen in den Mund zu stecken.

Blockade im Kopf- oder Beckenbereich

Jede Geburt ist ein Trauma.

 

Häufig auftretende Blockaden finden sich als Geburtstrauma in der Halswirbelsäule oder im Beckenbereich.

Auch hier können meist 1-2 Behandlungen bei einer Osteopatin/ einem Osteopathen oder Kindertherapeut:in schon Wunder bewirken.

 

„Das wächst sich aus“ ist hier nicht mein Mittel der Wahl! Denn es verhindert eine gesunde Bewegungsentwicklung.

3 Tipps, um eine Alternative zum Po rutschen zu finden

Hindernisse in den Weg legen

Sobald Hindernisse im Weg liegen funktioniert das Po rutschen als Fortbewegung nicht mehr und das Kind muss das Muster „aufbrechen“ - und das ist das, was wir immer wieder versuchen.

Ob es der Tunnel ist, das Couchpolster am Boden oder dein Bein, dass im Weg herumliegt.

Räume nicht den Weg frei, sondern mach genau das Gegenteil.

Kind immer wieder auf den Bauch legen

Das wird bei deinem Baby nicht auf Gegenliebe stoßen, aber glaub mir, es ist nötig am Weg zu einer gesunden Bewegungsentwicklung.

Für die Gesundheit deines Kindes heißt es also ein bisschen Frustration (vonseiten des Kindes für ein paar Tage) auszuhalten.

Nur aus der Bauchlage kann dein Baby in alternative Positionen und Bewegungen kommen - wie zum Beispiel Krabbeln oder Robben.

Massagen und Entspannung

Kinder jeden Alters genießen Berührungen und Massagen sehr.

Oft sind die Eltern in der Therapie überrascht, wie selbst kleine Kinder innehalten und es sich verhältnismäßig lange gefallen lassen.

Natürlich darfst du nicht den Anspruch haben, dass das Kind ewig dabei bleibt, aber ich sage immer: „Einfach immer wieder und bei jeder Gelegenheit.“

 

Wenn ich z.B. ein Baby herumtrage, dann knete ich immer an dem Fuß herum, den ich gerade in die Hand bekomme.

 

Vielleicht wäre auch ein Gang zur Osteopathie oder Kinderphysiotherapeut:in eine Möglichkeit, wenn du dir unsicher bist.

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Kommentare: 2
  • #1

    Flora (Donnerstag, 04 Januar 2024 08:58)

    Hallo, ich recherchiere gerade zum Thema Po-Rutschen statt krabbeln und wollte gerne wissen, ob es dazu wissenschaftliche Studien gibt und auf was Sie sich in dem Artikel beziehen. Ich habe jetzt auch schon oft gelesen, dass es durchaus keinen pathologischen Grund geben muss, dass ein Kind sich rutschend fortbewegt.

  • #2

    Verena - Autorin (Donnerstag, 04 Januar 2024 22:40)

    Hallo Flora,
    dieser Artikel ist mit 20 Jahren Erfahrung im Bereich der Pädiatrie entstanden.
    Ich habe nirgendwo von Pathologien gesprochen, denn alles lässt sich positiv beeinflussen und "beheben".
    Allein wenn du dir diese beiden Fortbewegungen mal anschaust oder selbst ausprobierst, wirst du merken, wie viel ökonomischer das Krabbeln ist.
    lg
    Verena