Heute erzähle ich euch von einem 10 Monate alten Burschen, dessen Mutter mich sehr verzweifelt angerufen hat. Ihr Sohn schrie gefühlte 22 Stunden am Tag, nur beim täglichen Spaziergang im Kinderwagen hat er mal kurz Ruhe gegeben.
Motorisch war er sehr in seiner Entwicklung verzögert und hat mit 10 Monaten nur mit zur Seite ausgestreckten Armen am Rücken gelegen, ohne irgendeine Motivation sich wirklich zu bewegen.
Die Geburt war sehr mühsam und endete mit einem Notkaiserschnitt, weil der Bub die Nabelschnur um den Hals hatte. Diese Kinder haben sehr oft eine Wahrnehmungsstörung.
Die Mutter kannte ihr Kind von Anfang an nur schreiend und wusste schon gar nicht mehr, was sie noch machen sollte. Ihr größter Wunsch war nicht, dass er krabbelt oder sitzt, sondern dass er ein bisschen weniger schreit.
Auch für mich war die erste Therapiestunde sehr anstrengend, denn es schien einfach unmöglich etwas zu finden, um ihn zu beruhigen – 45min nur Schreien …
Bei der näheren Untersuchung ergab sich u.a. eine erhöhte Körperspannung – vor allem im Becken und im Schultergürtel. Auch seine Körperwahrnehmung war auffällig – er hat sich nirgendwo
wirklich angreifen lassen.
Ich habe der Mutter verschiedene Möglichkeiten (wie Massagetechniken & Übungen am Pezziball) gezeigt, mit denen sie positiv auf die Körperspannung und Körperwahrnehmung einwirken kann, was
sie zu Hause sehr gut umsetzen konnte.
Schon nach einigen Behandlungen (in denen ich u.a. auch die Craniosacrale Osteopathie als Therapiemöglichkeit genutzt habe) zeigte sich eine enorme motorische
Weiterentwicklung.
In der zweiten Behandlung hat er „nur“ noch 20min geweint, dann nur noch 2min und die letzten Einheiten gar nicht mehr. Es hat während der ersten Behandlungen immer sehr viel Nähe und gutes Zureden vonseiten der Mama gebraucht, aber wir haben das gemeinsam gut hinbekommen.
Innerhalb von wenigen Einheiten ist er nach oben in den Vierfüßler Stand gekommen, konnte sich sehr bald allein hinsetzen und ist gekrabbelt. Er hatte endlich Spaß an der
Bewegung, hat innerhalb von kurzer Zeit seine motorischen „Defizite“ aufgeholt und nicht mehr so viel geweint.
Dies ist ein Beispiel dafür, dass kein Baby umsonst schreit und ich finde es wichtig, so bald als möglich nach der Ursache des Schreiens zu suchen und nicht
zu lange zu warten.
Nächste Woche folgt #3 der Fallbeispiele
Fragen und Anregungen gerne wieder in die Kommentare schreiben...
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