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Zehenspitzengang bei Kindern - ab wann ist es nicht mehr “normal”

Immer, wenn Kinder (jeden Alters) mit der Diagnose Zehenspitzengang zu mir in die Praxis kommen, erhalte ich auf meine Frage, seit wann das Kind das macht, dieselbe Antwort: „Seit es den ersten Schritt gemacht hat.“

 

Oft kommen die Kinder erst Jahre später in die Therapie. Erst kürzlich hatte ich wieder ein 11-jähriges Mädchen, dass seit ihrem ersten Lebensjahr nur auf Zehenspitzen gegangen ist. Der Körper kann Dinge sehr lange kompensieren, aber irgendwann dann eben nicht mehr und so hatte sie massive (Ein)Schlafprobleme und immer wieder Kopfschmerzen.

Nach wenigen Behandlungen haben sich die Symptome verbessert und sie hat viel besser geschlafen. 

Wann ist der Gang auf den Zehenspitzen normal?

Eigentlich nur bei Babys, die gerade laufen/ gehen lernen, ist es anfangs noch ganz normal.

 

Wenn dein Kind aber dauerhaft nur auf den Zehenspitzen geht, dann solltest du das auf jeden Fall mit deinem Kinderarzt oder Kinderärztin sprechen und mal bei einer Kindertherapeutin vorbeischauen.

Mögliche Ursachen für den Zehenspitzengang bei Kindern

  • zu frühes Hinstellen
  • zu frühes Gehen an den Händen
  • muskuläre Dysbalance
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Fußfehlstellung
  • Autismus
  • neurologische Erkrankung oder geistige Behinderung

Test, ob etwas Neurologisches im Busch sein könnte

Wenn es „nur“ etwas Muskuläres ist, dann kann dein Kind auf Anfrage die Ferse runter geben und „normale gehen“.

 

Lass dein Kind irgendwo hinaufsteigen (auf eine Bank oder einen Hocker) und wenn beim unteren Fuß die Ferse runtergeht, ist es sehr wahrscheinlich nichts Neurologisches, weil sonst würde der Fuß in Spitzfußstellung (und somit auf Zehenspitzen) bleiben.

Folgeprobleme des Zehenspitzengangs können sein

  • Muskelverkürzungen im Bereich der Wade und der gesamten Rückenfaszien
  • Haltungsstörungen (vermehrtes Hohlkreuz,…)
  • bis hin zu (unerklärbaren) Kopfschmerzen
  • Unruhe und Konzentrationsstörungen
  • Schlafprobleme

Zehenspitzengang als Symptom einer Haltungsschwäche

Ich sehe den Zehenspitzengang oft in Kombination mit einer versteckten Muskelschwäche und das Kind holt sich quasi die Kraft über diese (vermehrte) Anspannung.

 

Denn schnell, schnell, schnell auf Zehenspitzen ist für dein Kind weniger anstrengend, als langsam auf dem gesamten Fuß zu gehen. Es ist also eine Kompensation einer Muskelschwäche, die oft mit einer Konzentrationsschwäche einhergeht.

3 Tipps für Zehenspitzengang bei Kindern

In der Therapie liegt der Fokus vor allem auf der Rumpfstabilität und der Verbesserung der Wahrnehmung. Wenn sich die Dysbalancen zwischen vorderer und hinterer Muskelkette ausgleichen, braucht das Kind den Zehenspitzengang nicht mehr.

 

So kannst du dein Kind auch zu Hause unterstützen:

Tipp #1: Schwere, Schräge, wackelige Unterlagen

Gib deinem Kind immer mal wieder etwas Schweres (z.B. einen Kochtopf) in die Hand, um es in der Geschwindigkeit „einzubremsen“ und gleichzeitig den Rumpf zu kräftigen.

Bevor ich bei Kindern zum Beispiel einen Luftballon in die Hand nehme - kommt der Medizinball zum Einsatz.

Mit älteren Kindern arbeite ich gern mit Gewichtsmanschetten (nicht schwerer als ½ kg). Diese können beim Spazierengehen an den Füßen getragen werden oder beim Spielen an den Handgelenken.

 

Bergauf zu gehen ist anstrengender, als nur geradeaus zu gehen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die Fersen runtergehen ist größer als in der Ebene.

 

„Der Motorikpark ist das beste Training.“, sage ich immer wieder in der Therapie.

Tipp #2: Massage - Körperwahrnehmung verbessern

Oft sind die Kinder sehr angespannt und somit ist die Entspannung ein wichtiger Teil der Therapie, denn angespannte Muskeln sind nicht so funktionstüchtig, wie gut durchblutete Muskeln.

 

Für mich ist die Körperwahrnehmung die Basis für eine gesunde Bewegungsentwicklung. Massage ist eine Möglichkeit, um die Wahrnehmung zu verbessern. Aber es können auch Hilfsmittel zum Einsatz kommen, wie z.B. Bürsten, Igelball oder Fußfarbe.

Tipp #3: Balancieren - kleine Unterstützungsfläche

Je kleiner die Unterstützungsfläche, desto mehr muss der Rumpf stabilisieren. Auch auf den Zehenspitzen gehen funktioniert dann meist nicht mehr. Ist also ein gutes Übungspflaster …

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